Wer häufig in den Bergen unterwegs ist weiß, dass das Wetter hier seine eigenen Gesetze zu haben scheint. In diesem Artikel schauen wir uns einmal das Bergwetter etwas genauer an, damit es bei der nächsten Wanderung, keine nasse Überraschung gibt.
Wetter entsteht in dem unteren Teil der Atmosphäre, genauer gesagt in der Troposphäre. Dabei wird es stark durch Gebirge beeinflusst. Diese stellen schlicht und ergreifend ein Hindernis in der Luftströmung dar. Gebirge beeinflussen die Niederschlagsverteilung enorm, können zur Tiefdruckbildung beitragen und entwickeln sogar ein eigenes Mikroklima. Wir schauen uns das Phänomen der Stauniederschläge und des Föhns mal etwas genauer an und präsentieren euch außerdem die wichtigsten Wolkenarten im Gebirge.
Das Wetter im Luv und Lee der Berge
Wenn eine Luftströmung mit feuchten Luftmassen auf ein Gebirge trifft, werden die Luftmassen angehoben. Man bezeichnet die windzugewandte Seite als „Luv“ und die abgewandte Seite als „Lee“. Bei dem Hebungsprozess dehnt sich die Luft aus und kühlt sich daher ab. Zunächst mit etwa 1°C pro 100 Höhenmeter. Das ist der trocken-adiabatische Temperaturgradient. In der Meteorologie werden häufig adiabatische Zustandsänderungen betrachtet, was bedeutet, dass keine Wärme mit der Umgebung ausgetauscht wird. Man hilft sich dabei gedanklich, in dem man von aufsteigenden „Luftpaketen“ spricht.
Da kühlere Luft nun weniger Wasserdampf aufnehmen kann, setzt bei Wasserdampfsättigung Kondensation ein. Dadurch wird dem Luftpaket die Kondensationswärme hinzugefügt, weshalb sich der Temperaturgradient beim weiteren Aufstieg etwa auf 0,6°C pro 100 Höhenmeter reduziert. Das ist der feucht-adiabatische Temperaturgradient. Durch das Zusammentreffen wachsen die Wolkentröpfchen zu schwereren Niederschlagstropfen zusammen, welche auch unterhalb der Wolke (des Kondensationsniveaus) zu Boden fallen.
Die Intensität des Staueffekts auf der Luv-Seite hängt hauptsächlich von der Anströmrichtung und -geschwindigkeit ab. Bei einer senkrechten Anströmung zum Gebirge ist der Staueffekt maximal. Natürlich spielt auch der Feuchtgehalt der anströmenden Luftmassen eine große Rolle.
Die angestauten Wolken reichen bis zum Gipfel des Gebirges und meist noch etwas darüber hinaus. Hier spricht man von der Föhnmauer. Das Luftpaket am Gipfel ist nun trockener und erwärmt sich daher beim Absinken im Lee mit dem trocken-adiabatischen Temperaturgradient. Daher verbindet man mit dem Föhn einen warmen und trockenen Wind. Nördlich der Alpen bringt der Südföhn häufig sehr warmes Wetter, da die feuchten Luftmassen südlich der Alpen häufig bereits warm sind. Der Nordföhn bringt zwar auch eine relative Erwärmung, jedoch sind die Ursprungsluftmassen aus Richtung Norden tendenziell deutlich kälter.
Nützliche Wolkenkunde
Auch ganz ohne App kann man aus den Wolkenformationen im Gebirge bereits einiges ablesen.
Schönwetterwolken
Die klassische Föhnwolken, genannt „altocumulus lenticularis“, sehen linsenförmig aus und entstehen direkt über den Bergen und im Lee durch die Schwerewellen, die in der Atmopshäre durch die Berge ausgelöst werden.
Diese linsenförmige Wolkenart wird „altocumulus lenticularis“ genannt und zeigt eine in Schwingung versetzte Atmosphäre. An den Wellenbergen der Schwingung bilden sich diese Wolken.
Flache Quellwolken, genannt „cumulus humilis“ sind ebenfalls ein Anzeichen für schönes Wetter. Meist sorgt ein Hochdruckgebiet für flächiges Absinken und unterdrückt daher ein weiteres Wachsen dieser Wolken.
Die Schleierwolken, manchmal auch Federwolke bzw. Cirrus genannt, stehen auch für gutes Wetter.
Schlechtwetterwolken
Wenn sich bereits am Vormittag über den Bergen größere Quellwolken „cumulus mediocris“ oder „cumulus congestus“ ausbilden, kann man am Nachmittag mit Schauern oder Gewittern rechnen.
Gewitterwolken
Bei blumenkohlartigen Auswüchsen der Cumuli ist ziemlich sicher mit Schauern oder Gewitter zu rechnen. Diese Wolke steht bereits kurz vor Stadium des „Cumulonimbus„, bei dem ein Vereisen an der Oberkante der Wolke einsetzt.
Schichtwolken der Marke „altocumulus castellanus„, die kleine türmchenartige Auswüchse haben, sind ebenfalls Gewittervorboten. Sie zeigen eine labile Atmosphäre an.
Bei einer Verdichtung von Cirren zu Cirrostratus, also einer geschlossenen diffusen Wolkenschicht, ist Vorsicht geboten, denn diese kündigt meist eine Warmfront und damit einen Wetterwechsel an.
Eine graue, tiefhängende Wolkenschicht, „nimbostratus“ genannt, deutet Regen an. Fallstreifen („virgae“) zeigen sogar an, dass sich bereits ein Regen- oder Schneeschauer in der Nähe befindet.
Mikro-Klima in den Bergen
Wenn der vorherrschende Hintergrundwind schwach ist, wie z.B. in einem Hochdruckgebiet, entwickelt sich am Berg und im Tal ein eigenes Mikro-Klima. Dabei erwärmen sich bei Sonneneinstrahlung die Berghänge durch die Neigung stärker als das Tal. Es entsteht ein Hangaufwind mit nachströmenden Luftmassen im Tal. In der Nacht kehren sich die Verhältnisse um und die kalte Luft von den Berghängen fließt mit dem Hangabwind ins Tal und sammelt sich dort. Daher ist es bei ruhigen Wetterverhältnissen nachts und generell bei Inversionswetterlagen im Tal kälter als am Berg. Ist die Luftmasse gut durchmischt, nimmt die Temperatur gemäß dem trocken-adiabatischen Temperaturgradienten mit rund 1°C pro 100 Höhenmetern ab.
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