Kaufberatung: Sonnenbrillen für Bergsteiger

Magazine Produktvergleiche Kaufberatung: Sonnenbrillen für Bergsteiger

Sonnenbrillen für Bergsteiger sind ein unverzichtbarer Ausrüstungsgegenstand für alle, die im Gebirge unterwegs sind. Die schädliche Wirkung von Strahlung verschiedener Art wird oft unterschätzt. Besonders auf Schnee, in grosser Höhe oder bei diffusem Licht können ohne Brillenschutz ernsthafte Verletzungen des Auges entstehen.

Eine moderne Sonnen-/Gletscherbrille sollte gefährliche Strahlungen ausfiltern, darüber hinaus aber auch andere wichtige Funktionen wie angenehmes Trageverhalten, gute Augenabdeckung, neutrale Farbwiedergabe und grosse Robustheit erfüllen. Im Bergsteigertest wurden 20 Brillenmodelle für verschiedene Bergsportarten vom Wandern bis zur Expedition auf „Herz und Nieren“ getestet.

Ungeheure Kraft der „Sonnenstrahlen“

Ungeheure Kraft der "Sonnenstrahlen"
Insbesondere am Meer und in den Bergen dringen UV-Strahlen mit hoher Intensität an die Augen. | ©Goruma

Jeder Bergsteiger und Skitourengeher hat schon einmal die ungeheure Kraft der „Sonnenstrahlen“ im Hochgebirge erlebt. Wie schnell bekommt man einen Sonnenbrand, wenn man sich nicht rechtzeitig mit einem guten Sonnenschutzmittel eingecremt hat! Dabei spielt nicht nur die Höhe über Meer ein Rolle, sondern auch die Reflexionen durch Schnee und Eis. Während ein Großteil des Körpers durch Kleidung und exponierte Hautpartien durch Cremes vor ultravioletten Strahlen geschützt werden, sind die Augen allzu oft schutzlos ausgeliefert. Aber genauso wie die Haut können auch die Augen einen „Sonnenbrand“ bekommen, der sich als Rötung bemerkbar macht und in seiner äussersten Form zur Schneeblindheit und Linsentrübung führen kann.

 

Hier muss das Auge durch Gläser mit 100%iger UV-Absorption geschützt werden. Besonders gefährlich ist, dass diese „Verblitzung“ der Augen zunächst gar nicht wahrgenommen wird. Die Reaktion auf die Überreizung tritt (ähnlich dem normalen Sonnenbrand der Haut) zeitverzögert erst ca. 8 Stunden später ein. Man verspürt in diesem Fall eine sehr starke Lichtempfindlichkeit und sollte umgehend einen Augenarzt aufsuchen. Langzeit-Schädigungen am Auge verlaufen vielfach schleichend und deshalb unbemerkt. Machen sich Schäden bemerkbar zum Beispiel Grauer Star durch UV-Strahlung – ist es meist bereits zu spät, noch etwas zu unternehmen.

UV Strahlung im Gebirge (Beispiele aus dem Alpenraum)

Die UV-Strahlung ist im Gebirge intensiver als im Tal. Denn je höher es, umso stärker wirken die Strahlen auf den Körper. Richtige Schutzmassnahmen sollten daher für jeden Bergsteiger selbstverständlich sein. Zu beachten gilt dass die UV-Strahlungs alle 100 Höhenmeter um etwa 2% ansteigt.

1. Sehr geringe Strahlung, Stark bedeckter Himmel/Regen ca. 1.500m

2. Geringe Strahlung, Bedeckter Himmel mit Aufhellungen, ca. 1.500m

3. Durchschnittliche Strahlung Herbstwanderung, ca. 1.400m

4. Hohe Strahlung Winter Skitour Claridenstock, bewölkt, ca. 3.000m

5. Hohe Strahlung Sommer Kletterei, S-Wand Alpspitzklettergarten, ca. 1.800m

6. Sehr hohe Strahlung Winter, Skifahren, Altschnee, Stubai, ca. 2.500m

7. Sehr hoher Strahlung Sommer, Hochtour Sommer Vord. Tierberg, ca. 3.000m

8. Extreme Strahlung Winter Skifahren, Neuschnee, La Grave, ca. 3.000 m

9. Extreme Strahlung Sommer Hochtour Sommer, Mont Blanc nach Neuschnee, ca. 4.700m

„Vorbeugen ist besser als heilen“

Für den Schutz der Augen im Hochgebirge gilt die alte Weisheit „Vorbeugen ist besser als heilen“ mehr denn je. Denn mit einer guten Sonnenbrille können Schäden an den Augen vermieden werden. Nehmen Sie sich Zeit für den Kauf einen Ausrüstungsgegenstandes, der Sie jahrelang begleiten und schützen wird. Erste Adresse für den Kauf einer geeigneten Sonnenbrille ist der Augenoptiker. Er liefert die optimale Beratung und eine individuelle Anpassung. Er kann Ihnen die unterschiedlichen Qualitäten verschiedener Brillengläser erklären und für Sie eine geeignete Vorauswahl an Brillenmodellen für den gewünschten Einsatzbereich treffen.

Sonnenbrillen für Bergsteiger Kauftipps

Entgegen der durchaus üblichen Praxis, Brillen mehr nach modischen Gesichtspunkten als nach Funktion auszuwählen, sollte man sich vor dem Kauf folgende entscheidende Fragen stellen:

  • Für welche Einsatzbereiche benötige ich die Brille (Wandern, Hochtouren, multifunktional)?
  • Passt die ausgewählte Brille zur individuellen Kopfform?
  • Sind die Augen tatsächlich gut abgedeckt oder kann seitlich Licht eindringen?
  • Wie ist der Tragekomfort, sind auch bei stundenlangem Tragen der Brille keine Druckstellen zu befürchten, wie gut ist der Halt der Brille am Kopf?
  • Welchen Qualitätsanforderungen müssen die Brillengläser für den entsprechenden Einsatzzweck genügen (100% UV-A,-B, Schutz bis 400 nm, Stärke der Tönung, Art der Beschichtung wie z.B. Anti Fog)?

Qualitätskriterien

Nur eine Brille, die diesen Ansprüchen zu 100% genügt sollte in die engere Wahl kommen. Denn was nützt eine schicke Brille mit perfekten Gläsern, wenn die Augen nur ungenügend abgedeckt sind oder wenn Sie schon bei der Anprobe drückt! Auch wenn man im Grossen und Ganzen sagen kann, dass hochwertige Sonnenbrillen (wie alle im Test aufgeführten Modelle) das wichtigste Kriterium, nämlich den Schutz der Augen vor der schädlichen Strahlung erfüllen, gibt es von Brille zu Brille doch grosse Unterschiede. Folgende Punkte sollten besonders berücksichtigt werden:

Rahmen / Bügelform: Nach Meinung der Tester hat der klassische Brillenbügel, der hinter dem Ohr einhakt, für die Sportbrille ausgedient. Moderne, elastische Rahmenkonstruktionen umschliessen den Kopf seitlich und bieten perfekten Halt ohne Druckstellen.

Abdeckung / Gesichtsfeld: Für den Einsatz im Hochgebirge sind ausschliesslich Brillen zu empfehlen, die das Auge optimal abdecken, trotzdem das Gesichtsfeld aber nicht einschränken.

Farbton der Brillengläser: Farbig getönte Brillengläser können in bestimmten Situationen bessere Ergebnisse liefern (Gelb und Rot bringt mehr Kontrast) verfälschen aber die objektive Wahrnehmung. Das ideale Brillenglas für den Einsatz im Gebirge sollte die Umgebung möglichst naturgetreu wiedergeben, allenfalls Kontraste leicht verstärken.

Helligkeit der Brillengläser: Denken Sie daran: Eine dunkel getönte Sonnenbrille filtert nicht mehr UV-Strahlung heraus als eine weniger dunkle. Die Tönung hat keinen Einfluss auf den UV-Filter. Trotzdem ist die Helligkeit der Brillengläser ein wichtiges Kriterium, denn eine zu helle oder zu dunkle Brille kann zu starken Einschränkungen der Sehleistung führen. Extrem dunkle Brillen machen nur im Hochgebirge auf Schnee Sinn! Andererseits sind zu helle Brillen nur für den moderaten Einsatz im Gebirge empfehlenswert.

Beschichtung der Brillengläser: Nach Meinung der Tester ist eine Anti Fog Beschichtung zwar nicht notwendig, aber zu empfehlen. Anti Fog bedeutet (besonders bei schweisstreibenden Aufstiegen) nicht 100% beschlagfrei, aber doch „weniger beschlagen“ und kann somit in kritischen Situationen für bessere Sicht sorgen!

Qualität / Robustheit der Brillenkonstruktion: je stabiler, desto besser. Denn eine Sonnenbrille muss im harten Bergeinsatz einiges aushalten. Dabei sollte man sich vom ersten Eindruck nicht täuschen lassen. Eine „windige“ Kunststoffkonstruktionen hält unter Umständen mehr aus als ein scheinbar robustes Metallgestell. Denn der flexible Kunststoff kann sich bei Überbelastung weit stärker biegen als ein relativ starrer Metallrahmen. Wichtig: Als „Gläser“ sind bruchfeste Polycarbonatgläser zu empfehlen!

Multifunktionsbrillen: … können für viele Anwender die ideale Lösung sein. Denn durch auswechselbare Gläser und Bügel lässt sich die Brille nicht nur optimal auf ihren Einsatzbereich anpassen, sondern auch defekte Teile oder zerkratzte Gläser lassen sich problemlos austauschen.

Gewicht: Je leichter, desto besser: um die 20g wiegen die leichtesten Brillen, soviel wie ein einfacher Brief. Sie sind kaum zu spüren und deshalb idealer Begleiter bei allen sportlichen Aktivitäten.

Korrekturgläser: Für Fehlsichtige bieten einige Hersteller Brillen mit Korrekturgläsern oder sogenannten „Clip Ins“ an. Besonders diese „Clip Ins“ bieten den Vorteil, dass sie dem Brillenträger bei Verwendung in einer Brille mit auswechselbaren Gläsern eine grosse Auswahl an Wechselgläser in verschiedenen Farben / Tönungen bietet. Auch hier gelten dieselben Anforderungen wie für „normale“ Sonnen-/Gletscherbrillen. Als sinnvolle Alternative bietet sich ausserdem die Kontaktlinse an (z.B. Tageslinsen), da dann alle Brillen uneingeschränkt verwendet werden können.

Wechselgläser: Allein die Möglichkeit, Gläser austauschen zu können, ist viel wert: Zerkratzte oder beschädigte Gläser können leicht und relativ preiswert gewechselt werden. Einige Hersteller bieten eine breite Palette an Wechselgläsern in verschiedenen Farbtönen für jeden Einsatzzweck an.

Windschutz: Eine gute Abdeckung gegenüber der UV-Strahlung bedeutet meistens auch einen guten Windschutz. Ausprobieren kann man die Qualität des Windschutzes bei einigen Optikern in einem speziellen Windkanal oder selbst auf dem Fahrrad.

Sonnenbrillen für Bergsteiger mit Sehstärke

Direktverglasung

Sonnenbrillen mit Sehstärke sorgen dafür, dass Brillenträger, die zum Beispiel auf Kontaktlinsen empfindlich reagieren, beim Sport den vollen Durchblick behalten. Mittlerweile bieten fast alle Hersteller bei ihren Modellen für die Sportarten wie Radfahren, Bergsteigen, Gletschertouren oder auch Schwimmen Gläser oder auch Scheiben mit Sehstärke an. Die Brillen lassen sich beim Optiker anpassen und im Regelfall im Komplettpaket als Sportsonnenbrille mit Sehstärke kaufen. Der ausschlaggebende Vorteil ist hierbei, dass die Optik sicher stimmt und hochwertige, vom Hersteller entwickelte Gläser verwendet werden. Auch selbsttönende Scheiben oder kontrastverstärkende Gläster wie Prizm- Gläser sind in Sehstärke anpassbar. Gute selbsttönende Scheiben werden auch als Reactiv-Gläser bezeichnet und gibt es vom französischen Hersteller Julbo. Kontrastverstärkende Gläser wie Prizm- Gläser werden vom amerikanischen Unternehmen Oakley unter anderem bereitgestellt.

Optischer Clip als günstigere Alternative

Optischer Clip als günstigere Alternative
Durch die Optic Clips kann die Sehstärke ganz einfach in die Sportsonnenbrille eingebaut werden. | ©bike24

Der große Nachteil von Sonnenbrillen für Bergsteiger mit Sehstärker, oder auch den sogenannten Sportsonnenbrillen, sind die hohen Anschaffungskosten. Die Kosten liegen im Schnitt zwischen 400 und 700 Euro für eine optische Sportbrille mit Direktverglasung.

Hersteller wie Julbo, Bliz oder Demon bieten eine Vielzahl an optischen Clips an.  Zum Beispiel lässt sich der Optic Clip von Julbo einach an der Brille befestigen. Die Option mit den Clips eignet sich insbesondere für Brillen, die fürs Radfahren, Laufen oder auch für zügiges Wandern optimiert sind. Denn der Luftzug zwischen Clip sorgt dafür, dass die Brille beschlagfrei bleibt. Die Clips kosten um die 20 Euro. Sie können aber auch bei spezialisierten Optikern im Paket mit den Gläsern gekauft werden und kostet dann zwischen 100 und 150 Euro. Wird der Clip zu einem Optiker gebracht, liegen auch hier (je nach Ausstattung der Gläser) die Anschaffungskosten um die 100 Euro.

 

 

Fazit:

Von den 20 getesteten Brillen ist jede zu empfehlen, vorausgesetzt sie passt zur individuellen Kopfform und zum persönlichen Anforderungsprofil. Besonderen Wert sollte man auf eine vernünftige Augenabdeckung legen, denn seitlich eindringende Strahlen sind besonders auf Schnee nicht zu unterschätzen. Bereits bei der Auswahl der Testbrillen haben wir uns auf hochwertige Modelle beschränkt, zwar können auch Billigbrillen den entsprechenden Strahlenschutz liefern, für einen so wichtigen und so oft verwendeten Ausrüstungsgegenstand wie die Sonnen-/Gletscherbrille sollte man sich aber unbedingt an verlässliche Markenprodukte halten. Bewusst haben wir auf die Ernennung eines „Testsiegers“ verzichtet, da die Brille ein individueller Ausrüstungsgegenstand mit einem persönlichen Anforderungsprofil ist. In der Spalte „Einsatzbereich“ werden die unterschiedlichen Modelle entsprechend zugeordnet.

Achten Sie beim Kauf einer Sonnenbrille nicht nur auf modische Aspekte, sondern auch auf Qualität:

  • Sind die Gläser frei von Kratzern oder Luftbläschen?
  • Sitzt die Brille ohne zu drücken und ohne Spiel?
  • Wenn Sie im Spiegel Ihre Augen sehen können, ist der Lichtschutz bei greller Sonne wahrscheinlich zu gering.
  • Achten Sie auf eine entsprechende UV-Schutz Deklaration.
  • Verlaufs-Gläser sind fürs Autofahren sehr praktisch. Für Aktivitäten im Schnee sind sie gefährlich für die Augen, da die Augenabdeckung mangelhaft ist.

 

Weitere Artikel die Dich interessieren könnten:

Wandern ohne Sorgen: Vor einem Schlangenbiss schützen

Faszination Bergluft: Warum ist sie so gesund?

 

Teilen:
Copyright © 1995-2024  Mountain News LLC.  All rights reserved.