In unserem Spezial über Skitourengehen werfen wir in diesem Artikel einen genaueren Blick auf die Technik, das Training und die Erholung von Skitourengehern. Johann Rampl, ehemaliger Bundestrainer der Nationalmannschaft Skibergsteigen des Deutschen Alpenvereins, stand uns dabei mit seiner Expertise zur Verfügung.
Gute Skitechnik beim Skitourengehen sehr wichtig
Johann Rampl erklärt, worauf es auf Skitour abseits der sicherheitsrelevanten Aspekte besonders ankommt.
Johann Rampl: „Neben der grundlegenden, kräfteschonenden Gehtechnik muss man vor allem gut Skifahren können, um auch abseits der Piste gut zurechtzukommen. Dies dient auch der eigenen Sicherheit: Gerade nach dem oft kräftezehrenden Aufstieg muss man noch sicher ins Tal zurückkommen, denn im freien Gelände kann man nicht so schnell mit Hilfe rechnen!“
Die konditionellen Anforderungen eines Anstiegs werden oft unterschätzt, vor allem im Hinblick auf die noch anstehende Abfahrt. Wer sich mit letzter Kraft den Berg hinauf schleppt, der sollte lieber frühzeitig umkehren. Denn Abfahrten durch schwieriges Gelände, tiefen Schnee oder harschem Untergrund erfordern eine Menge Konzentration und Kraftausdauer – wenn man diese nicht mehr aufbringen kann, bekommt man Probleme.
Skitouren: Aufstiegstechnik
Die Aufstiegstechnik beim Skitourengehen ist im Grunde nicht schwer zu erlernen, denn sie entspricht fast dem normalen Gehen ohne Ski. Größter Unterschied: Man hebt das Bein, das zum Vorschieben durch eine Gewichtsverlagerung auf das andere Bein entlastet wird, nicht so weit vom Boden ab, wie es beim Gehen passiert.
Johann Rampl erklärt: „Es gibt einen Hauptfehler, den Anfänger oft machen. Sie heben den Ski zu weit vom Schnee, so als ob sie »normal« gehen würden. Das ist äußerst kraftraubend. Man muss versuchen, den Ski mit einer gleitenden Bewegung noch vorne zu schieben.“ Optimal geht dies, wenn man die Ski in Hüftbreite führt und die Schrittlänge an die Steigung anpasst. Auf gerade Strecke ohne Neigung kann man möglichst lange Schritte machen und gegebenenfalls eine Gleitphase nutzen. Wird es steil, verkürzt man die Schrittlänge. Wichtig: Belastet man den nach vorne geschobenen Ski, sollte dieser möglichst plan und mit der gesamten Lauffläche aufliegen. So verhindert man eine zu geringe Reibungsfläche und ein Abrutschen.
Spitzkehrentechnik beim Skitourengehen anwenden
Die Stöcke werden beim Aufstieg gegenläufig zu den Ski verwendet und dienen hauptsächlich zur Unterstützung des Gleichgewichts. Je steiler es wird, desto mehr unterstützt man durch die Oberkörper- und Armarbeit auch den Vortrieb bzw., Abdruck nach vorn. Tourenbindungen verfügen meist über Steighilfen, zumeist als Bügel einsetzbar. Diese dienen zur Optimierung der Standposition, sollten erst aber erst ab einer gewissen Neigung (in etwa 25 Grad) verwendet werden.
„Ein weiteres Grundelement des Aufstiegs stellt die Spitzkehrentechnik dar, die man unbedingt in jedem Gelände beherrschen sollte. Neben der Tatsache, dass man wieder enorm Kraft sparen kann, stellt sie auch einen Sicherheitsaspekt dar. Denn oft sollte man eben auf keinen Fall abrutschen“, sagt Johann Rampl.
Die Spitzkehre wendet man an, wenn das normale Bogentreten oder Kurvengehen zur Richtungsänderung nicht mehr möglich sind, weil es zu steil wird. Bei dieser Technik läuft man zunächst bis zum Ende der Spur bzw. bis zu dem Punkt, an dem man die Richtung wechseln möchte. Man nimmt eine möglichst solide Standposition ein und stabilisiert den Körper seitlich mit den Stöcken. Danach wird der bergseitige Ski nach vorne-oben geführt und der Fuß zum Berg gedreht. Dadruch wird die Skispitze in eine neue Richtung geführt. Wichtig ist dabei, dass das Gewicht auf den neu gesetzten Ski verlagert wird. Das hilft dabei den anderen Ski so zu entlasten, sodass er einfach nachgesetzt werden kann. Bei dieser Technik ist etwas Übung und Beweglichkeit gefragt. Denn schnell bleibt man in sehr steilem Gelände hängen und es besteht die Gefahr des Gleichgewichtsverlustes. Ein unkontrollierter Sturz bei der Spitzkehre sollte in jedem Fall vermieden werden.
Spitzkehre in der Anwendung:
Abgefahren: Was ist wichtig auf der Skitouren-Abfahrt?
Beim Aufstieg und beim Abstieg sollte der Sicherheitsaspekt stets an erster Stelle stehen. Insbesondere in der Abfahrt sorgt aber auch die richtige Technik für sicheres unterwegs sein. Im offenen Gelände sorgen Stürze oder extreme Fahrweisen für eine größere Belastung der Schneedecke und damit größere Lawinengefahr. Zudem können Verletzungen durch Stürze verheerende Folgen haben. Denn oft befindet man sich weit ab von gesicherten Pisten, Hütten oder Anlaufstellen im alpinen Raum.
Daher, das weiß auch Johann Rampl, kann der richtigen Skitechnik beim Skitourengehen große Bedeutung zukommen.
Johann Rampl: „In der Abfahrt sollte man auf jeden Fall abseits der Piste sicher Ski fahren können. Nicht nur im Pulverschnee, sondern besonders auch im Bruchharsch und in zerfahrenem, buckligem Gelände. Denn das findet man leider weit häufiger vor“, erklärt der erfahrene Skitourengeher. Ob im Tiefschnee, Bruchharsch oder Sulz, eines ist vom Skifahrer hier immer gefordert: Man muss den Untergrund sensibel erfühlen und seine Körperlage auf dem Ski variabel anpassen.
Im Gelände ist wichtig, mit einer gleichmäßigen Belastung der Ski zu Werke zu gehen, sanfte Bewegungen zu machen und insgesamt mit einer höheren Körperspannung unterwegs zu sein als auf einer planen Piste. Die Bewegungsamplitude sollte mit Bedacht gewählt werden, denn umfangreiche und kräftige Einzelaktionen führen oftmals zum Sturz. Tempokontrolle, Spuranlage, Tempowahl, Rhythmus und eine stabile, tiefe Körperposition ist bei der Skitechnik im Gelände so aufeinander abzustimmen, sodass man jedes Terrain meistern kann.
Welcher Tourenski zum Skitourengehen?
Beim Tourenskigehen kann zwischen vier unterschiedlichen Skiern unterschieden werden. Hierbei handelt es sich um den Allrounder, den Aufstiegsorientierten-Tourenski und den Freeride-Tourer. So unterschiedlich die Vorlieben von Tourenski-Fans sein können, so verschieden sind auch die Ski-Typen. Als erstes sollte sich daher jeder überlegen, was mit der jeweiligen Skiausrüstung unternommen werden möchte. Danach kann der passende Ski ausgewählt werden. Im Folgenden erklären wir dir kurz, welche Unterschiede jeder einzelne Tourenski ausmacht.
1. Allrounder
Der Allround Ski eignet sich hervorragend für jeden Erfahrungstypen. Mit diesem Ski ist es egal ob du Skitouren-Newcomer oder Experte bist. Die Breite unter der Bindung beim Allrounder liegt zwischen 84 und 95 mm. Dadurch stellt sich der Einsatzbereich als äußerst flexibel dar. Denn je breiter der Ski, desto besser ist auch die Performance bei der Abfahrt und beim Freeriden. Einziger Nachteil, durch die breite gestaltet sich die Handhabung im Aufstieg etwas schwieriger.
2. Freeride-Tourer
Der Freeride-Tourer zeichnet sich durch sein mehr als 95 mm Breite unter der Bindung aus. Dadurch eignet er sich sehr gut für Lines durch unberührten Powder, steile Flanken und enge Rinnen. Dieser Ski ist besonders gut abfahrtsorientierte Könner und Freerider geeignet. Allerdings sollte beim Aufstieg auf die eigene Erfahrung vertraut werden. Denn durch das naturgemäße höhere Gewicht des Ski ist beim Aufstieg ein höherer Kraftaufwand und eine gute Technik im Spitzkehren erforderlich.
3. Aufstiegsorientierte Tourenski
Der Aufstiegsorientierte-Tourenski zeichnet sich vor allem durch sein leichtes Material aus. Im Idealfall wiegt der Ski bei einer Mittelbreite zwischen 72 und 82 mm etwa 800-1100 g. Aus dieser Kombination an leichtem Gewicht und dünner Bindung, bietet er eine hervorragende Aufstiegsperformance. Besonders zeichnet sich der Ski als für seinen leistungsorientierten Schnellaufstieg in hartem Schnee aus. Der Aufstiegsorientierte-Tourenski ist auch für lange und/ oder alpine Touren mit schwierigem Aufstieg geeignet.
Näher wollen hier aber nicht auf Skitechnik-Elemente eingehen, denn mehr dazu findet ihr in unserem Skitechnik-Special, so zum Beispiel im Artikel zum Fahren im Tiefschnee. Du fühlst dich noch nicht fit genug zum Skitourengehen? Dann hilft dir dieser Artikel bestimmt weiter: Skitouren Training: Fit werden für die Tourensaison.
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