Für die zweite Folge unseres Themenspecials „Ausrüstungspflege“ sprachen wir mit einem der besten Kletterer Deutschlands: Christian Bindhammer. Christian betreibt zusammen mit seinem Bruder Andreas den Klettershop www.masterrange.de, klettert schon zwei Jahrzehnte und hat viel Erfahrung mit Kletterequipment. Wir haben bei den beiden einmal nachgefragt, wir Ihr am besten eure Kletterschuhe pflegen könnt.
Die Kletterschuhe – schnell kaputt und schwer zu pflegen
„Der Abrieb meiner Kletterschuhe ist in der Regel recht hoch, stellenweise halten sie nur ein bis zwei Monate.“ So heftig wie Dauerkletterer Christian Bindhammer dürfte es den meisten Hobbysportlern zwar nicht ergehen, doch die Abnutzung ist eines der Hauptprobleme beim elementaren Kletterprodukt „Schuh“. Der Abrieb lässt sich leider auch durch Pflege nicht verhindern. Doch zumindest dem recht ausgeprägten Geruch der Schuhe kann man entgegenwirken. Die meist barfuß getragenen Schuhe sitzen eng und haben im Normalfall auch keine Features, die eine gute Lüftung ermöglichen – Schweißfüße lassen sich kaum vermeiden.
Tipps zur Geruchsvorbeugung und -beseitigung:
- Die Schuhe nach dem Gebrauch auslüften und gut trocknen lassen, gegebenenfalls mit Zeitung ausstopfen. Geruchserreger brauchen Feuchtigkeit.
- Bei fiesem Geruch: Schuhe desinfizieren (bspw. mit Sagrotan) und anschließend auslüften lassen.
- Regelmäßige Handwäsche mit Seife hilft vorübergehend.
- Waschen in der Waschmaschine tötet zwar meist alle Bakterien und Keime und somit auch die Geruchsursache, jedoch leidet vor allem die Sohle durch den Waschvorgang und kann spröde werden, schlimmstenfalls hält der Kleber nicht und der Schuh fällt auseinander. Manche Schuhe trotzen Maschinenwäsche aber. Zudem sind Schnürsenkel nach einem Waschen meist nicht mehr in einwandfreiem Zustand.
- Ein Chalk-Ball, den man nach dem Climb in die Schuhe legt, saugt zwar Feuchtigkeit auf, der Geruch wird aber nicht beseitigt und weiße Füße hat man anschließend auch.
- Schuhe mit Kaiser Natron, bzw. Natriumhydrogencarbonat behandeln: Kaiser Natron ist ein Alleskönner und absorbiert Gerüche und neutralisiert sie.
- Wenn es ganz schlimm ist: Schuhe einpudern mit Batrafen, einem Hefepilzmittel und Medikament gegen Fuß- und Nagelpilz, oder anderen Mitteln mit den Wirkstoffen Clotrimazol oder Bifonazol.
Lebensdauer von Kletterschuhen
Wie lange Eure Kletterschuhe halten, hängt natürlich immer davon ab, wie oft sie getragen werden, die Materialbeschaffenheit und aus welchem Untergrund geklettert wird. Hinzu kommt noch das Erfahrungslevel beim Klettern, also wie gut man seine eigene Klettertechnik beherrscht. Viele Kletter-Neulinge haben noch keinen perfekten Antritt, was schnell für Löcher in den Schuhen sorgen kann. Das Stichwort zum perfekten Antritt lautet „leises Treten“. Diese besondere Art der Klettertechnik, haben wir bereits in einem vergangenen Artikel unter die Lupe genommen.
Zur Auffrischung, beim „leise Treten“ wird gezielt und konzentriert darauf geachtet, seinen Fuß genau auf den Tritt aufzusetzen. Dadurch wird generiert, dass der Fuß nicht erst ein Stück abrutscht bevor ein fester Halt gefunden wurde. So ist die Reibung und der Abrieb geringer, was zur einer längeren Haltbarkeit der Schuhe führt. Im allgemeinen lässt sich aber natürlich nicht festlegen wie lange ein Kletterschuh hält. Bei Hobby-Kletterern die ungefähr 1 Mal pro Woche im mittleren Schwierigkeitsgrad klettern, sollte der Schuhe eine Lebensdauer von einem Jahr haben.
Schuhe besohlen oder neu kaufen?
Sind die Kletterschuhe abgenutzt und mit Löchern in den Zehen überseht, steht die Frage im Raum: lasse ich meine Schuhe neu besohlen oder kaufe ich lieber ein neues Paar? Das wichtigste beim Besohlen der Schuhe ist es den richtigen Schuster zu finden, der auch Erfahrung mit Kletterschuhen hat. Das Gute am Besohlen ist natürlich der Kostenfaktor und die Tatsache, dass sich der Fuß bereit an den Schuh angepasst hat was zu keinen Schmerzen oder Blasen am Ende führt.
Solltet Ihr euch doch lieber für ein neues paar Schuhe entscheiden, bietet dies die Chance eine andere Marke oder einen anderen Schuh-Stil auszuprobieren. Viele Kletterer haben unterschiedliche Schuhe in ihrem Repertoire, je nachdem wo sie bevorzugt klettern (Hallen-, -Felsen oder Sportklettern). Vor allem wenn Du mittendrin bist und eine neue Technik entwickelst, ändert sich selbstverständlich auch Deine Vorliebe zu den Schuhen z.B. Klettverschluss, Breite, Länge, Form etc.. Dir ein neues paar Schuhe zu kaufen ist daher auch eine gute Möglichkeit um herauszufinden, welcher Schuh zu dir passt.
Kletterbekleidung eher Nebensache
Pflege der Kleidung spielt beim Klettern keine entscheidende Rolle. „Beim Sportklettern ist die Funktionalität der Kleidung eher vernachlässigbar, wenn‘s zu heiß ist, kann man ja einfach das T-Shirt ausziehen“, sagt Christian Bindhammer. Da man keine besondere Kleidung braucht, die atmungsaktiv und nässeabweisend ist und somit aus funktionellen Materialien hergestellt ist, muss die Bekleidung auch nicht besonders gepflegt werden. „Anders sieht es natürlich beim Alpinen Klettern aus: Dort hat die Funktionsbekleidung ganz klar die Nase vorne, hier gehört beispielsweise ein Windstopper Softshell oder eine superleichte Regenjacke immer zum Pflichtprogramm.Auch die erhöhte Atmungsaktivität der Bekleidung ist hier wichtig“, so Bindhammer. Wie ihr Jacken und Hosen aus Funktionsmaterial am besten pflegt, lest ihr in der ersten Folge.
Das Seil – im Vorstieg so wichtig wie nichts anderes
Für Sportkletterer ist das Seil das wichtigste Equipment. Vor allem draußen am Fels werden Seile stark beansprucht. Für die Aufbewahrung empfiehlt Christian Bindhammer zunächst, „auf alle Fälle einen Seilsack zu verwenden. Schmutz und Nässe setzen dem Seil am meisten zu.“ Seiltaschen (Ropebags) findet ihr im folgenden Shop schon ab zehn Euro.
Seilbürsten und Seife
Zudem gibt es Seilbürsten, die sich an die Dicke des jeweiligen Seiles anpassen und es problemlos von Dreck und getrocknetem Schlamm befreien. Wenn das Seil richtig dreckig ist, kann ein spezielles Seilwaschmittel benutzt werden. Eine einfache Seifenlauge mit viel Wasser tut´s aber meistens auch. Wenn ihr in der Maschine waschen wollt: Seil in einen Bett- oder Kissenbezug einwickeln, maximal 30 Grad einstellen und auf Waschmittel verzichten. Vorsicht: Hochdruckreiniger haben bei der Seilpflege nichts zu suchen, es können Staub und Partikel eindringen und die Fasern beschädigen. Verschiedene Firmen haben spezielle Imprägnierungsmittel für Seile entwickelt, die ihr Nutzen solltet, wenn ihr vor allem outdoor klettert. In Schnee und Eis werden Seile nicht nur schwerer, sondern sie verlieren ihre dynamischen Eigenschaften. Imprägnierte Seile nehmen zudem weniger Schmutz auf.
Trocken und abgedunkelt lagern
Allgemein solltet ihr darauf achten, dass der Lagerplatz eurer Kletterausrüstung keinen extremen Temperaturschwankungen unterliegt, gut belüftet ist und keine aggressiven Stoffe (wie zum Beispiel Lacke oder Farben) in der Nähe lagern. „Eine trockene, abgedunkelte Räumlichkeit ist der beste Lagerraum“, weiß auch Christian Bindhammer.
Wie umgehen mit Stahl- und Aluminiumausrüstung?
Christian Bindhammer kennt sich auch mit Karabinern und Co. aus: „Keile, Karabiner, Friends und Co. sind eigentlich alles recht haltbare Ausrüstungsgegenstände. Während Edelstahl so gut wie „unkaputtbar“ ist, sollte bei der Aluminiumausrüstung der erhöhte Verschleiß beachtet werden. Insbesondere bei Abseilachter oder Karabiner kann ein „Einschleifen“ dazu führen, dass scharfe Kanten entstehen. Das bedeutet zwar nicht automatisch gleich Lebensgefahr, aber scharfe Kanten beanspruchen natürlich das Seil umso mehr.“
Vor allem Karabinern aus Edelstahl dürftet ihr eigentlich kaum etwas anhaben können. Kommt es dennoch zu „Rost“, sind dies meist Fremdstoffe, die sich abgelagert haben. Bei ordentlicher Behandlung und Pflege – Friends und Karabiner könnt ihr mit einer leichten Seifenlösung und Zahnbürste reinigen und ab und zu einen Tropfen Öl für die Achsen/Scharniere benutzen – hat eure Ausrüstung eine lange Lebenserwartung. Eine regelmäßige Sichtprüfung ist dennoch unerlässlich: Haben sich Riefen gebildet? Gibt es scharfe Stellen? Hat sich der Karabiner verbogen? Diese Fragen solltet ihr alle mit „Nein“ beantworten, bevor ihr diesen Gegenständen euer Leben anvertraut.
Christian Bindhammer hat zum Abschluss noch einen Tipp parat: „Beinschlaufen beim Einbindebereich des Klettergurts unterliegen einem erhöhten Verschleiß. Hier sollte man immer prüfen und einen zu alten Gurt lieber mal etwas früher aussortieren.“
In diesem Sinne: climb on!
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