Lawinenausrüstung: Das sollten im Rucksack sein!

Magazine Ausrüstung Lawinenausrüstung: Das sollten im Rucksack sein!

Es gibt wohl kaum etwas Besseres, als erste Spuren durch frischen Neuschnee zu ziehen. Doch im offenen Gelände lauern Gefahren, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind und deinen Traumtag schnell zum Albtraum machen können. Neben versteckten Felsen und Gletscherspalten stellen vor allem Lawinen eine erhebliche Lebensgefahr dar.

Jeder Powder-Run ist zwar ein Genuss, aber keiner ist es wert, das eigene Leben oder das Leben der Freunde aufs Spiel zu setzen. Daher solltest du dich vorab gründlich informieren und bei jeglicher Unsicherheit besonnen handeln. Um in den unberührten Schneelandschaften abseits der Pisten sicher unterwegs zu sein, ist die richtige Ausrüstung von entscheidender Bedeutung. Von Lawinenkenntnissen über persönliche Sicherheitsausrüstung bis hin zu notwendiger Ausbildung. Wir haben alle Informationen zusammengefasst.

 

Unabdingbare Lawinenausrüstung

Eine vollständige Lawinenausrüstung ist für den Aufenthalt in lawinengefährdetem Gelände unerlässlich. Ein Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS), eine Lawinensonde und eine Lawinenschaufel gehören unbedingt dazu. Diese Geräte sind unerlässlich, um verschüttete Personen im Notfall schnell und erfolgreich orten und retten zu können

Neben dieser Grundausrüstung gibt es weitere nützliche und lebensrettende Utensilien. Ein Lawinenrucksack mit Airbag-System kann im Falle eines Lawinenabgangs das Risiko einer vollständigen Verschüttung verringern. Auch ein Erste-Hilfe-Set sollte immer dabei sein, um im Notfall sofort Erste Hilfe leisten zu können. Auch ein Mobiltelefon mit aufgeladenem Akku ist ratsam, um im Notfall schnell Hilfe rufen zu können.

Eine gute Vorbereitung und der richtige Umgang mit der Ausrüstung sind entscheidend für die eigene Sicherheit. Deshalb ist es wichtig, regelmäßig Lawinenkurse zu besuchen und sich mit der Technik vertraut zu machen.

LVS-Geräte (Lawinenverschüttetensuchgeräte)

Das Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Ausrüstung für Freerider, Skitourengeher und Schneeschuhwanderer. Zusammen mit einer Lawinenschaufel und einer Lawinensonde bietet es die einzige echte Überlebenschance im Falle einer Lawinenverschüttung. Diese kleinen Lebensretter sind das Herzstück deiner Freeride-Ausrüstung und sollten vor jedem Einsatz auf ihre ordnungsgemäße Funktion überprüft werden. Besonders wichtig ist der sichere Umgang mit dem LVS-Gerät, um im Ernstfall, auch unter Stress, effizient suchen und schnell bergen zu können. Der Besuch eines Lawinenkurses ist daher äußerst empfehlenswert.

Neben deiner eigenen Sicherheit sollten auch deine Freunde mit dieser lebensrettenden Technologie ausgestattet sein, bevor ihr gemeinsam ins Gelände aufbrecht. Im Falle einer Lawinenverschüttung können sie ihre Geräte in den „Such“-Modus versetzen und dein „Sende“-Signal empfangen, um dich schnell zu orten.

Achte darauf, das Gerät immer am Körper zu tragen, gut befestigt und eingeschaltet. Niemals im Rucksack verstauen, denn im Notfall würden deine Kameraden nur den Rucksack ausgraben und nicht dich.

LVS-Geräte im Überblick

Alle modernen LVS-Geräte sind digitale 3-Antennen-Geräte. Im Vergleich zu den Vorgängermodellen mit nur einer Antenne (den analogen Ur-LVS) bieten sie eine wesentlich bessere Feinortung und sind weniger abhängig von der Koppelposition. Dadurch sind breitere Suchstreifen möglich und die Suche wird intuitiver und schneller. Eine Markierungsfunktion kann zudem bei Mehrfachverschüttungen Zeit sparen.

Model  Empfohlene Suchstreifenbreite Gewicht Besonderheiten
Pieps Pro IPS 80 m 212 g Das Pieps IPS Pro LVS-Gerät bietet mit einer Suchstreifenbreite von 80 Metern und innovativen Funktionen wie dem Interference Protection System (IPS) und Dual Antenna Signal Processing höchste Sicherheit im offenen Gelände. IPS gleicht Störsignale aus, während das Dual-Antennen-System die Signalverfolgung verbessert. Weitere Profi-Funktionen wie die Scan-Funktion und Victim Selection machen es zu einem unverzichtbaren Partner für Abenteurer. Das Pieps IPS Pro setzt neue Maßstäbe in der Lawinensicherheit und garantiert präzise Ortung und maximale Reichweite.
Mammut Barryvox S2 70 m 180 g Das Barryvox S2 bietet höchste Effizienz bei der Verschüttetensuche, auch in komplexen Rettungsszenarien. Mit einer Reichweite von 70 m und einer benutzerfreundlichen Bedienung führt es dich sicher durch die akustische Anleitung und klare Hinweise auf dem gut ablesbaren Display. Es überprüft fortlaufend seine Funktion und wechselt im Notfall automatisch in den Sende-Modus. Über die Mammut App kannst du das Gerät konfigurieren, Updates durchführen und Lawinentrainings absolvieren, um für den Ernstfall bestens vorbereitet zu sein.
Mammut Barryvox 2 70 m 180 g Das Barryvox S2 bietet maximale Effizienz bei der Verschüttetensuche, auch in komplexen Rettungsszenarien. Mit einer Reichweite von 70 m und intuitiver Bedienung führt es zuverlässig durch akustische Hinweise und ein gut ablesbares Display. Es überprüft seine Funktionsweise und wechselt im Notfall automatisch in den Sende-Modus. Über die Mammut App kannst du Updates durchführen und für den Ernstfall trainieren.
Pieps Powder BT 60 m 230 g Das Pieps Powder BT LVS-Gerät richtet sich an Skifahrer, die unkomplizierte Technik bevorzugen. Es überzeugt mit intuitiver Bedienung, großer Empfangs- und Sendereichweite sowie einer herausragenden Markierperformance. Im Falle einer Nachverschüttung wechselt es automatisch in den Sendemodus. Neu ist die Möglichkeit, das Gerät via Bluetooth und der PIEPS App zu konfigurieren und upzudaten – schnell und einfach. Ein leistungsstarkes Gerät für alle, die sicher und effizient im Gelände unterwegs sein möchten.
Ortovox Diract (Voice) 50 m 230 g Das Direct Voice LVS-Gerät von Ortovox geht einen Schritt weiter: Es führt dich in neun Sprachen durch die Suche, damit du dich voll und ganz auf die Bergung konzentrieren kannst. Es bietet eine Nachlawinen-Umschaltung, eine Mehrfach-Verschütteten-Funktion für bis zu vier Personen und eine Markierfunktion. Zudem ist ein Recco-Reflektor in der Halterung integriert, um die Rettungskräfte bei der Suche zu unterstützen. Mit der Ortovox App kannst du das Gerät einfach anpassen und aktualisieren. Erhältlich für Apple® iOS™ und Android™.
BCA Tracker 4 50 m 215 g Das BCA Tracker 4 LVS-Gerät überzeugt mit einem gummierten Gehäuse, einem größeren LED-Echtzeit-Display und schneller Signalverarbeitung. Es bietet eine direkte Punktortung und eine Mehrfachverschüttetenanzeige. Das temperaturresistente Display ist auch bei schlechten Lichtverhältnissen gut ablesbar, und der einfache Menüschalter sowie das praktische Tragesystem gewährleisten eine benutzerfreundliche Handhabung im Gelände.
Black Diamond Guide BT 60 m 225 g Das Black Diamond Guide BT LVS-Gerät ist ein unverzichtbarer Begleiter für Freerider, Tourengeher und Schneeschuhwanderer. Es bietet eine kreisförmige Empfangsreichweite von 60 Metern, einen breiten Suchstreifen und eine SCAN-Markierung für Mehrfachverschüttungen. Mit Bluetooth lassen sich Einstellungen optimieren, Softwareupdates durchführen und die Batterielaufzeit anpassen. Zusätzliche Funktionen wie ein Hangneigungsmesser und die Kompatibilität mit dem TX600 und iProbe steigern die Sicherheit. Die intuitive Bedienung und die präzise Selbsttestfunktion gewährleisten Zuverlässigkeit im Ernstfall.

Airbag-Lawinenrucksack

Ein Lawinenairbag ist eine zusätzliche Schutzmaßnahme, die im Falle einer Lawine die Auftriebskraft erhöht und somit die Wahrscheinlichkeit, auf der Oberfläche zu bleiben. Der Einsatz eines Lawinenrucksacks erfordert immer richtig angewandtes Lawinenwissen und ein entsprechendes Risikomanagement bei der Tourenplanung, um das immer vorhandene Restrisiko zu minimieren.

Seit dem ersten Lawinenrucksack von ABS hat sich das Angebot stetig weiterentwickelt und die Hersteller verbessern laufend die Leichtigkeit und Funktionalität der Systeme. Ein Vergleich lohnt sich, um den für die persönlichen Bedürfnisse am besten geeigneten Lawinenrucksack zu finden.

Die regelmäßige Wartung und das sichere Handling aller Systeme ist essenziell. Auch wenn die Anschaffungskosten eines Lawinenairbags hoch sind, erhöhen sie definitiv deine Überlebenschancen im Falle eines Lawinenabgangs.

Welche Airbag-Systeme gibt es?

Aktuell gibt es zwei Hauptarten von Airbag-Systemen: Druckluftsysteme mit Kartuschen und elektronische Systeme, bei denen ein elektrisch betriebenes Gebläse den Airbag auslöst. In einigen Fällen werden Superkondensatoren als drittes System betrachtet, wir ordnen sie hier den elektronischen Systemen zu.

Elektronische Airbag-Systeme

Besonders beliebt sind derzeit Lawinenrucksäcke mit elektrischer Auslösung und dabei wird nach der verwendeten Elektronik unterschieden:

  • Batteriebetriebenes Gebläsesystem: Auf Knopfdruck wird Luft in den Airbag gepumpt (z.B. JetForce-System von Pieps und Black Diamond).
  • Superkondensatoren: Kleine elektronische Einheiten, die schnell genug Energie abgeben, um das Gebläse anzutreiben und die Luft in den Ballon zu blasen (z.B. Alpride-System, Litric-System von Ortovox und Arcteryx).
Vorteile elektronischer Airbagsysteme:
  • Mehrfachauslösung möglich (ideal für Training und längere Touren)
  • Keine Probleme bei Flugreisen, da keine Gaspatronen benötigt werden
  • Systeme mit Superkondensatoren garantieren zuverlässige Auslösung auch bei niedrigen Temperaturen

Druckluftsysteme mit Patronen

Druckluftsysteme sind seit den 1980er Jahren etabliert und sehr zuverlässig. Sie unterscheiden sich in der Art der Auslösung:

  • Ballistisch: Auslösung durch eine Sprengkapsel im Griff, die das Gas in den Airbag leitet (z. B. ABS-System).
  • Mechanisch: Auslösung durch einen Handgriff mit Seilzug, der beim Ziehen die Patrone öffnet und Luft in den Airbag entlässt (z.B. Arva Reactor, Ortovox Avabag, Mammut Airbag 3.0).

Es gibt wiederbefüllbare und nicht wiederbefüllbare Patronen, und viele Hersteller bieten inzwischen leichtere Carbonpatronen an, die kostengünstiger hergestellt werden können. Im Gegensatz zu elektronischen Systemen ist bei pneumatischen Systemen eine Mehrfachauslösung nicht möglich und das Mitführen der Patronen bei Flugreisen kann umständlich sein.

Welches System für welchen Einsatz?

Wenn du auf jedes Gramm achten musst, wie zum Beispiel beim Tourengehen, wirst du an den leichten Kartuschensystemen nicht vorbeikommen. Für alle Wintersportler, bei denen das Gewicht keine oberste Priorität hat, bieten die elektronischen Systeme insgesamt mehr Vorteile, insbesondere die Möglichkeit zu unbegrenztem Training.

Zu beachten:

Ein Lawinenairbag erhöht die Wahrscheinlichkeit einer geringeren Verschüttungstiefe und die Chance, an der Oberfläche sichtbar zu bleiben, um eine schnellere Rettung zu ermöglichen oder sich im Idealfall selbst zu befreien. Ein Lawinenrucksack ersetzt niemals eine fundierte Lawinenausbildung, ein Risikomanagement oder eine LVS-Grundausrüstun und deren geübte Anwendung. Er bietet nur eine zusätzliche Sicherheitsspanne, wenn zuvor eine Fehleinschätzung des Hanges gemacht wurde, man ohne Eigenverantwortung einem risikoblinden Gruppenmitglied gefolgt ist oder das Glück zu sehr herausgefordert hat.

Lawinensonde

Im Fall der Fälle, wenn jemand unter der Schneedecke verschüttet ist, ist schnelles Handeln entscheidend. Mit dem LVS-Gerät kannst du den Verschütteten orten, und die Lawinensonde hilft dir dann dabei herauszufinden, wo und wie tief du graben musst. Gezieltes Handeln spart in dieser kritischen Situation wertvolle Zeit. Studien belegen, dass das Finden und Ausgraben ohne Sonde mehr als doppelt so lange dauert.

Beim Kauf einer Sonde lohnt es sich, eine stabile und steife Variante zu wählen, die sich geradlinig durch die Lawinenbrocken dringt. Der Schnee in Lawinengebieten ist häufig ein Chaos aus hart gepressten Eisbrocken, bei dem dünnere Sonden schnell an ihre Grenzen stoßen. Das Sondieren erfordert eine hohe Konzentration, daher ist es ratsam, vor der ersten Tour regelmäßig zu üben.

Gut zu wissen:

  • Eine Lawinensonde sollte mindestens 220 cm lang sein.
  • Carbonsonden sind etwas leichter als Aluminiumsonden.
  • Vor allem aber sind Carbonsonden steifer und tun sich dadurch leichter, harten und eisigen Schnee zu durchdringen.

Lawinenschaufel

Nachdem du mit dem LVS-Gerät und der Sonde den Verschütteten lokalisiert hast, geht es an die Bergung. Ohne eine Lawinenschaufel ist dies nahezu unmöglich, da der Schnee nach einem Lawinenabgang extrem komprimiert ist. Lawinenschaufeln sollten daher robust, leicht und einfach zu verstauen sein. Es ist außerdem wichtig, dass du sie auch mit zittrigen Händen schnell zusammenstecken und einsatzbereit machen kannst. Viele moderne Modelle kommen sogar mit einem integrierten Eispickel und lassen sich zur Hacke umfunktionieren, was die Bergung erheblich erleichtert.

Ski- und Snowboardhelm

Vor allem auf einen gut sitzenden Helm solltest du im Gelände auf keinen Fall verzichten. Er ist unerlässlich, um Kopfverletzungen zu vermeiden und die Überlebenschancen entsprechend zu erhöhen.

Erste-Hilfe-Set

Ein umfassendes Erste-Hilfe-Set ist unverzichtbar, um eine Erstversorgung zu sichern, und sollte in jedem Rucksack vorhanden sein. Das setzt voraus, dass Kenntnisse in Erster Hilfe ebenso wichtig sind.

Ausbildung und Erfahrung

Teilnahme an Lawinenkursen und Schulungen für das Skifahren und Snowboarden im offenen Gelände ist entscheidend. Kenntnisse in Geländewahl, Lawinenkunde und Orientierung sind unerlässlich, um sicher im Gelände unterwegs zu sein.

Statistiken zeigen, dass die Überlebenschancen für Lawinenopfer in den ersten 15 Minuten nach dem Verschüttet werden sehr hoch sind, sofern sie nicht zu den unglücklichen fünf Prozent gehören, die vor dem Stillstand der Lawine tödlich verletzt wurden. Zwischen 15 und 35 Minuten setzt der sogenannte „tödliche Knick“ der Überlebenswahrscheinlichkeit ein. In dieser Zeit sterben alle Verschütteten ohne Atemhöhle an raschem Ersticken. Ein rettender Luftraum im Schnee ermöglicht es zwar, bis zu 90 Minuten in relativer Sicherheit zu überleben, aber nach 90 bis 130 Minuten führen Sauerstoffmangel und Unterkühlung oft zum Tod. Daher ist es von größter Bedeutung, gut ausgerüstet zu sein und im Gelände stets vorsichtig und informiert zu handeln.

Event TIPP:

Ein hervorragender Event, um sich mit dem Thema Freeriden auseinanderzusetzen, bietet das FreerideTestival. Unter dem Motto „Erlebe Freeriden“ bietet das FreerideTestival an vier Wochenenden das perfekte Set-up für Freerider.

Das FreerideTestival bietet eine einzigartige Kombination aus Ausrüstungstests, Workshops, Kursen und Get-Together-Events. Teilnehmer können brandneues Equipment der Saison 2025/26 kostenlos testen und dabei wertvolle Tipps und unvergessliche Erinnerungen sammeln. Neben dem Testen von Ski, Snowboards, Helmen, LVS-Ausrüstung und mehr erwarten die Teilnehmer spannende Side-Events wie Safety-Trainings und Workshops. Erfahrene Freerider entdecken mit lokalen Guides neues Terrain, während Einsteiger unter professioneller Anleitung die ersten Schritte abseits der Piste wagen können.

Tourstopps:

Fazit Lawinenausrüstung:

Trotz aller Technik bleibt eines wichtig: Am besten schützt Du Dich vor Lawinen, indem Du Dich gar nicht erst in eine Gefahrensituation begibst. Risikomanagement und Wissen zur Lawinensicherheit sind entscheidend für Deine Sicherheit im Gelände. Lawinenfachwissen erwirbst Du durch entsprechende Ausbildung und Erfahrung.

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