Wer eine regenfeste Jacke oder ein Zelt zum Wandern kauft, findet auf jedem Modell eine Angabe zur sogenannten Wassersäule. Aber was bedeutet diese Angabe, wie wichtig ist sie für den Einkauf und wie wird sie berechnet?
Wasserfest – wasserdicht – was ist was?
Eine gute Jacke beim Wandern und Bergsteigen sollte wasserfest – oder noch besser – komplett wasserdicht sein. Auch Zelte und Funktionsbekleidung sollten Feuchtigkeit abhalten. Leider sieht man es den Funktionsstoffen nicht an, wie wasserdicht sie wirklich sind.
Wasserfest: Eine wasserfeste Bekleidung bietet am wenigsten Schutz vor Nässe. Wenn dein Kleidungsstück als wasserfest bezeichnet ist, dient das Material häufig nur als Schutz vor leichtem Regen. Wasserfeste Kleidungsstücke bestehen aus sehr dicht gewebten Materialien, die für nur eine kurze Zeit, ein gewisses Maß an Wasserfestigkeit aufweist. Danach sickert Wasser durchs Material. Sollte die Jacke oder die Hose mit einer zusätzlichen Beschichtung oder einer speziellen Imprägnierung ausgestattet sein, dann wird das Material wasserabweisend.
Wasserdicht: Bei einem plötzlichen und sehr starken Regenguss wird hoffentlich eine wasserdichte Jacke oder Hose getragen. Durch den hohen Wasserdruck kann Nässe durch die Beschichtung oder Imprägnierung, bis auf die Haut vordringen. Damit auch ein Laie beim Einkauf beurteilen kann, wie wasserdicht seine Wunschjacke ist, wurde die sogenannte Wassersäule als Maß festgelegt.
Die Wassersäule – Wie wird sie berechnet?
Die Wassersäule ist eine Maßeinheit, die die Dichtheit von Stoff angibt. Um diese zu ermitteln, werden 10cm² des jeweiligen Stoffs unter einem Messzylinder (=Säule) aufgespannt und der Zylinder anschließend mit Wasser gefüllt. Nun wird so viel Wasser in den Zylinder gegossen, dass der Druck auf den Stoff in der Säule pro Sekunde um 10 Millimeter steigt. Anschließend wird die Zeit gemessen, bis sich an der Rückseite des Stoffs der dritte Tropfen Wasser gebildet hat. Hätte sich nach zehn Sekunden beispielsweise der dritte Tropfen bereits gebildet, hätte der Stoff eine Dichtheit von 100 Millimeter Wassersäule.
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Wann ist etwas wasserdicht?
Mit einer Wassersäule von 100 Millimeter würde man kein Kleidungsstück für die Berge kaufen. Die modernen Funktionsstoffe haben eine weit höhere Dichte. Nach der europäischen Norm ist ein Produkt bereits ab 800 Millimeter wasserdicht nach Klasse 2 und ab 1.300 Millimeter wasserdicht nach Klasse 3. Umgerechnet heißt das, dass sich bei einem permanenten Wasserdruck ab 80 Sekunden bzw. 130 Sekunden Wassertropfen auf der Rückseite des Stoffes bilden. Etwas anspruchsvoller sind die Schweizer. Bei ihnen darf ein Kleidungsstück ab 4.000 Millimeter die Bezeichnung wasserdicht tragen.
Allgemeine Bedeutung der Wassersäule:
Wassersäule | Erklärung |
>10.000 mm | Fast alle wasserdichten Kleidungsstücke erreichen diesen Wert und übertreffen ihn sogar oft noch. Die leistungsstärksten Jacken mit atmungsaktiven Membranen wie Gore-Tex erreichen Wassersäulen von bis zu 30.000 mm. |
5.000 mm | Entspricht dem Druck, der durch eine liegende Person von etwa 80kg und einer Körpergröße von 1,80m entsteht. |
4.000 mm | Wasserdichte Bezeichnung laut Eidgenössischer Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) in der Schweiz. |
1.500 mm | Werte ab denen Textilien in Deutschland und Europa als wasserdicht gelten. |
Wassersäule bei Skijacken
Die Angabe der Wassersäule bei einer Skijacke oder Skihose gibt wie schon bei den Regenjacken, die Wasserdichte des Materials an. Wer zum Beispiel häufiger beim Rodeln oder Skifahren im Schnee landet, sollte sich für eine Skijacke mit möglichst hoher Wassersäule aussuchen. Skijacken mit einer Wassersäule von 2.000 mm sollten daher das Minimum sein, um im Ski-Gebiet nicht zu frieren. Wer für extreme Wetterbedingungen vorbereitet sein möchte, besorgt sich eine Skijacke mit einer Wassersäule von 10.000 mm. Mit dieser Jacke kann selbst starken Regenschauern und Schneefällen getrotzt werden. Die Kleidung sollte aber gut und regelmäßig gepflegt werden. Imprägniersprays sorgen dafür, die wasserabweisende Eigenschaft länger haltbar zu machen.
Zelte: Boden muss mehr aushalten
Wie in der oben aufgeführten Liste bereits erwähnt, wirkt beim Sitzen oder liegen ein hoher Druck auf die Bekleidung. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Liegen, Sitzen oder Stehen im Zelt. Für Zelte gibt es hier eine eigene Einteilung. Zeltplane,Außenzelte und Tarps gelten ab 3.000 Millimeter als wasserdicht. Der Zeltboden und die Unterlegplane muss mindestens 5.000 Millimeter aushalten.
Tipps zum Einkauf
Wasserdichte Klasse 2 heißt wie erwähnt, dass der Stoff ab einer Wassersäule von 800 Millimeter Wasser durchlassen kann. Bei starkem Regen kann das bei einer längeren Tour in den Bergen recht schnell passieren. Daher ist es beim Einkauf besser, nicht auf die Bezeichnung „wasserdicht“ zu schauen, sondern auf die Wassersäule. So gibt es Regenjacken, die eine Wassersäule von 30.000 Millimeter aufweisen. Diese sind zwar recht teurer, halten dafür aber deutlich mehr Feuchtigkeit ab als 800 Millimeter-Jacken, obwohl diese ebenfalls den Begriff „wasserdicht“ tragen dürfen. Die Wahrheit darf dann – je nach Beanspruchung – in der Mitte liegen.