Der richtige Skihelm: Darauf müsst ihr beim Kauf achten

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Der Skihelm ist der Ausrüstungsgegenstand für Skifahrer, der im letzten Jahrzehnt wohl am häufigsten verkauft wurde. Über 85 % aller erwachsenen Skifahrer und mehr als 95 % aller Kinder sind in den Skigebieten mit Kopfschutz unterwegs – und das ist auch gut so. Aber welcher Skihelm ist der Richtige? Wann passt ein Helm? Und wie findet man das raus?

Warum einen Skihelm?

Neben dem Sicherheitsaspekt gibt es mittlerweile auch einen rechtlichen Grund, einen Skihelm zu tragen. Im Jahr 2012 forderte ein Pistenfahrer Schadensersatz von einem anderen Skifahrer, da er nach einem Zusammenstoß Verletzungen an Wirbelsäule und Kopf erlitten hatte. Das Oberlandesgericht in München entschied, dass der Kläger zu 30% selbst für die Verletzungen verantwortlich sei, da das Tragen eines Helms Kopfverletzungen hätte verhindern können. Die Richter kamen zu dem Schluss, dass das Unfallopfer selbst für seinen Schutz einen Helm hätte tragen müssen. Obwohl dieses Urteil keine allgemeine Helmpflicht auf den Pisten bedeutet, hat es dennoch wegweisende Bedeutung. Denn wer möchte schon mit Kosten konfrontiert werden, wenn er sich beim Skifahren verletzt? Zudem haben auch verschiedene Länder ihre eigenen Vorschriften bezüglich der Richtlinien zur Helmpflicht.

 

Der richtige Skihelm – so berechnest du ihn

der richtige Skihelm

Um den passenden Skihelm zu finden, sollte zunächst der individuelle Kopfumgang bekannt sein. Dieser wird etwa einen Zentimeter oberhalb der Augenbraue gemessen und ist normalerweise auf jedem Helm hinten aufgedruckt. Achtung: Die Haare dürfen nicht mitgemessen werden. Das Maßband muss fest am Kopf sitzen, aber auch nicht zu stark, so dass ein Druck zu spüren ist. Die Anzahl in cm, die das Maßband zeigt, ist dann Ihre Skihelmgröße.

Wenn Ihre Größe in einem Grenzbereich liegt, wählen Sie immer das größere Modell.

Die folgende Tabelle liefert einen groben Überblick:

Größe

XXXS

XXS

XS

S

M

L

XL

XXL

Kopfumfang in Zentimeter

49-50

51-52

53-54

55-56

57-58

59-60

61-62

63-64

 

Wie muss der richtige Skihelm sitzen? 

Die optimale Passform eines Skihelms ist entscheidend, nicht nur für die Sicherheit, sondern auch für einen angenehmen Tragekomfort. Ein gut sitzender Helm sollte bereits ohne den Kinnriemen fest auf dem Kopf sitzen, selbst bei leichten Kopfbewegungen wie Nicken oder Schütteln. Bei der Anprobe ist es empfehlenswert, mit größeren Helmen zu beginnen und schrittweise zu kleineren Größen überzugehen. Eine perfekte Passform ist erreicht, wenn der Helm sich nicht nur auf den Haaren bewegt, sondern die Kopfhaut mitzieht und seine Position beibehält. Wichtig ist, dass der Helm nicht zu klein ist, um unangenehme Druckstellen und langfristige Schmerzen zu vermeiden. Investieren Sie in einen gut sitzenden Skihelm, um nicht nur sicher, sondern auch komfortabel die Pisten zu genießen.

Hat man einen Helm in die engere Auswahl genommen, sollte man ihn für einige Minuten in Ruhe tragen und auf Druckstellen achten. Schmerzt es irgendwo, sollte ein anderer Helm ausprobiert werden.

Kinnband

Das Kinnband eines Skihelms ist im Idealfall durchgehend gepolstert – also auch am Verschluss! Um den Riemen optimal einzustellen, werden die Polster entfernt, der Verschluss geschlossen und die Gurtenden angezogen. Der Kinnriemen sollte dann fest sitzen, jedoch weder die Atmung, das Schlucken oder bestimmte Bewegungen beeinträchtigen. Ist alles richtig eingestellt, werden die Polster wieder montiert.

Ein wichtiger Faktor für den optimalen Komfort ist zudem der Verschluss an sich. Um sicherzustellen, dass der Helm auch im Gelände gut einsetzbar ist, sollte man ein paar Mal versuchen, ihn mit angezogenen Handschuhen zu schließen. Ist der Verschluss bereits im Laden zu knifflig, wird er bei Minusgraden, starkem Wind oder kalten Fingern nicht besser funktionieren.

 

Brillenkompatibilität

Wer sich einen neuen Skihelm zulegen möchte, sollte nicht nur an den Kopf- sondern auch an den Augenschutz denken. Die Skibrille muss nämlich mit dem Helm kompatibel sein – und das natürlich nicht nur farblich, sondern vor allem in Bezug auf die Passform. Der Rahmen der Brille muss in die Aussparung des Helmes passen, das heißt zwischen Helm und Brille sollte nur ein geringer Schlitz sein, um möglichst optimal vor Kälte und Wind geschützt zu sein. Außerdem muss die Breite der Gurtbandhalterung am Helm zu der der Brillenbänder passen.

Der richtige Skihelm besteht grundsätzlich aus zwei Schichten – der stabilen Außenschale und der stoßabsorbierenden Innenhülle.

InMoulding

Bei diesem Verfahren werden Außen- und Innenschale miteinander fest verbunden. Das passiert entweder durch Einspritzen oder Einschweißen des EPS-Schaums (Expandiertes Polystrol). Es entsteht ein sehr leichter Helm, der jedoch keinen Platz für ein ausgewogenes Belüftungssystem bietet. Inmould-Konstruktionen sind aber häufig günstiger.

Hardshell

Hardshell-Helme besitzen eine Außenschale aus Carbon (teilweise mit Kevlar verstärkt) oder ABS (Acrylnitril-Blutadien-Stytrol).  Die Innenschale ist wiederum aus EPS-Schaum. Durch die zwei verschiedenen, nicht miteinander verbundenen Schalen bietet sich in ihrem Zwischenraum Platz, um ein wirkungsvolles Belüftungssystem zu integrieren. Allerdings wiegen Hardshell-Helme meist mehr.

Hybrid

Einige Hersteller entwickeln inzwischen Helme, die die Vorteile der jeweiligen Bauweise nutzen. Dabei kommen die Vorzüge von InMould-Konstruktionen im Bereich des Hinterkopfes zum Einsatz (Gewicht, Langlebigkeit), während im oberen Helmteil durch Hardshell-Bauweise die Belüftung integriert wird.

Damen-Helme

Bei Helmen, die speziell für Damen entwickelt wurden, gibt es bei der Bauweise an sich keinen Unterschied. Hier spielen eher das Design oder Aussparungen für einen Pferdeschwanz eine Rolle.

 

Was sind MIPS und SPIN?

Der richtige Skihelm mit MIPS
Der Receptor Backcountry Helm von POC ist MIPS ausgestattet. | ©Bergfreunde.de

In den vergangenen Jahren wurden verschiedene Technologien im Helmbau vorgestellt, die sich im Markt verbreiten. Die MIPS-Technologie steht für Multi-Directional Impact Protection System. Sie soll den Kopf vor allem bei Aufprallen schützen, die schräg erfolgen, was ja bei sehr vielen Stürzen der Fall ist. Die Außenschale des Helms verschiebt sich dabei leicht und die Rotationskräfte, die auf den Kopf wirken, sollen um bis zu 50% verringert werden.

MIPS wird mittlerweile von verschiedenen Helmherstellern verwendet, unter anderem von SCOTT. Ein ähnliches System ist SPIN von POC, hier wird mit Silikonpads gearbeitet, die im Helm verbaut werden und für eine verbesserte Aufprallkraftabsorbierung sorgen sollen.

 

 

Was trägt man unter dem Helm? 

Der richtige Skihelm ist mittlerweile so gut gepolstert und hält warm, dass es nicht mehr nötig ist, eine extra Mütze unter dem Helm zu tragen. Wenn es besonders windig ist empfiehlt es sich aber eine Sturmmaske zu tragen. Wenn du dir einen Helm ausleihst sollte aus hygienischen Gründe immer etwas getragen werden um den Kopf zu schützen. Du weißt nie wie sehr dein Vorgänger beim Skifahren geschwitzt hat.

 

Helm nach Sturz austauschen?

Häufig wird geraten, dass ein Helm grundsätzlich nach einem heftigen Sturz ausgetauscht werden sollte. Uvex relativiert jedoch diese Meinung und macht es von der Bauweise abhängig:

Inmould-Bauweise

Bei dieser Bauweise werden kleine Styropor-Kügelchen gepresst und mit der Außenschale fest verbunden. Bei einem Aufschlag fängt das Styropor zwar zuverlässig die Energie ab, verformt sich aber dauerhaft an dieser Stelle. Die Inmould Technologie zielt also darauf ab, dass sich der Helm deformiert – er muss also nach einem Sturz sofort ausgetauscht werden.

Hardshell-Bauweise

Im Gegensatz zur Inmould-Technologie verteilt die Hardshell-Technologie den Aufprall wegen der harten Außenschale über den gesamten Helm. Zwar können auch hier Verformungen auftreten, dies kann jedoch von einem Fachhändler festgestellt werden. Nach einem Sturz mit einem Hardshell-Helm lohnt sich also zunächst der Besuch eines Expertens anstatt gleich ein neuer Helm.

Grundsätzlich sollte jeder Skihelm – auch ohne Sturz – nach drei bis maximal fünf Jahren ausgetauscht werden.

Worauf ist noch zu achten?

Wie oben bereits erwähnt, sollte Polsterung nicht nur am Kopf selbst vorhanden sein, sondern auch am Kinnriemen und speziell am Verschluss. Zudem sollten sie möglichst vollständig herausnehmbar sein, um sie regelmäßig waschen zu können.

Belüftungsschlitze 

Die Belüftungsschlitze sollten individuell einstellbar und komplett verschließbar sein, damit man gerade bei tiefen Temperaturen oder starkem Wind reagieren kann.

Skihelm für Brillenträger

Brillenträger sollte der richtige Skihelm über ein Visier verfügen. Im Gegensatz zu klassischen Skibrillen werden Visiere lediglich am Helm montiert und nur im Bedarfsfall, also auf der Piste, vor die Brille gezogen. Es gilt zu beachten, das Visier nicht hauteng anzulegen. Durch eine kontinuierliche Luftzirkulation kann sich keine Feuchtigkeit hinter dem Visier bilden. Dadurch hast du als Fahrer immer eine klare Sicht. Wer häufig Ski fährt, weiß, welche Gefahren schlechte Sicht verursacht.

Worauf achten beim Kauf eines Visierhelms?

Der richtige Skihelm UVEX
Der UVEX 300 zählt zu einen der besten Skihelme mit Visier. | ©Attwoolls

Visierhelme sind seit etwa zwei Jahren wieder im Kommen, nachdem große Hersteller wie UVEX viel in die Produktentwicklung investiert und einige neue Modelle auf den Markt gebracht haben. Ein Visierhelm ist, wie der Name schon sagt, ein Skihelm mit eingebautem Visier, das die Skibrille ersetzt. Ein gutes Visier sollte darüber hinaus einen 100%igen Schutz vor UV-Strahlung bieten.

Vorteile: Einfach zu handhaben, keine zwei Ausrüstungsgegenstände mehr, sondern nur noch eines, gut für Brillenträger, großes Sichtfeld. Darauf sollte man auch achten, wenn man einen Visierhelm kauft, zudem macht es Sinn, die potenziellen Nachteile zu checken. Sitzt das Visier gut oder drückt es am Gesicht? Lässt es Wind durch? Ist der Helm nicht zu schwer? Gibt es ggf. ein Ersatzvisier für verschiedene Wettergegebenheiten? Beantwortet ihr alle diese Fragen in eurem Sinn, steht einem Visierhelm nichts entgegen – solange euch die Optik gefällt.

 

 

 

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