Faszination Bergluft: Warum ist sie so gesund?

Magazine Aktivitäten Faszination Bergluft: Warum ist sie so gesund?

Ein Aufenthalt in den Bergen hat die bemerkenswerte Kraft, Körper und Geist zu revitalisieren. Die klare Bergluft wirkt nicht nur erfrischend, sondern kann auch wie eine innere Reinigung wirken. Insbesondere für Menschen mit Pollenallergien ist dies vorteilhaft, da die Pollenkonzentration mit zunehmender Höhe abnimmt, wodurch die gereizten Atemwege zur Ruhe kommen können. Die gesundheitlichen Vorteile der Bergluft reichen jedoch weit über diese Aspekte hinaus, wie neueste Forschungsstudien belegen.

Bergluft hilft beim Abnehmen

Es scheint, als könnte Bergluft eine unerwartete Hilfe beim Abnehmen bieten, wie eine Untersuchung der Universitätsklinik München zeigt. Obwohl die genauen Mechanismen noch nicht vollständig verstanden sind, deutet die Forschung darauf hin, dass die Höhenluft eine positive Wirkung auf das Körpergewicht haben könnte. Der Leiter der Studie, Florian Lippl, vermutet, dass die Bergluft den Appetit dämpft. In der Studie verbrachten 20 übergewichtige Männer eine Woche auf der Zugspitze, ohne dabei Sport zu treiben oder eine Diät einzuhalten. Überraschenderweise hatten sie nach diesen sieben Tagen im Durchschnitt 1,5 Kilogramm abgenommen. Die Teilnehmer änderten ihre Bewegungsgewohnheiten nicht und aßen wie gewohnt.

Bergluft schützt das Herz

Je höher man hinauf steigt, desto geringer ist das Herzinfarkt-Risiko. Das ist das Ergebnis einer Studie der Universität Zürich. Wer auf einer Höhe von 1.000 m lebt, hat ein um rund 22 Prozent niedrigeres Herzinfarkt-Risiko. Auch das Schlaganfall-Risiko ist um zwölf Prozent reduziert. Pro 1.000 Höhenmeter reduziert sich das Risiko noch einmal um den gleichen Prozentsatz. Dies ist im Übrigen unabhängig von der körperlichen Ertüchtigung oder dem Lebenswandel. Alleine der Geburtsort hat laut der Studie, bei der die Gesundheitsdaten von 1,64 Millionen Menschen analysiert werden, einen positiven Effekt auf das Herz. Dafür sind vermutlich klimatische Faktoren wie Luftqualität und Sonnenstrahlung verantwortlich.

Nachgewiesene Schutzkraft

Eine Studie am Zentrum Anatomie der Universität zu Köln kam zu einem ähnlichen Ergebnis, wobei sich diese Untersuchung mit dem Aufenthalt an der Höhenluft befasst hat. Laut den rheinischen Forschern reduziert sich in der Höhe die Pulsfrequenz und der Blutdruck nimmt ab. Dadurch ist das Herz-Kreislauf-System besser geschützt. Optimal sei hier ein Aufenthalt in einer Höhe von rund 2.000 Metern. Vom positiven Effekt der Bergluft profitieren Herzpatienten noch acht Monate nach dem Aufenthalt in den Bergen.

Bergluft verbessert die Blutwerte

Schlechte Cholesterin- oder Blutzuckerwerte sind eine häufige Ursache für Krankheiten. Auch davor kann Bergluft schützen, wie eine österreichische Studie der Universität Innsbruck ergeben hat. Bei ihrer „Austrian Moderate Altitude Study“ (AMAS) konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass ein Aufenthalt in 1.000 Metern Höhe diese Werte verbessert. Noch besser werden die Blutwerte in 2.500m Höhe. Um zu dem Ergebnis zu kommen, schickten sie drei Gruppen mit je 36 Menschen, in drei Urlaubsorte in Österreich, nach Obertauern (1700 Meter über dem Meer), nach Mauterndorf (1100 Meter) und nach Bad Tatzmannsdorf (200 Meter). Je höher das Urlaubziel lag, desto besser wurden die Blutwerte.

Auswirkungen der Höhenluft

Je höher der Berg, desto dünner die Luft

Umso höher wir den Berg erklimmen, umso dünner wird allerdings die Luft. Zudem wird ab einer gewissen Höhe, die Belastung für den menschlichen Körper. Dann kann die sonst so gesunde Bergluft, schnell gefährlich werden. Im folgenden findest Du eine Liste mit den Höhenangaben:

Meter über dem Meeresspiegel  Auswirkungen auf den Körper 
2.800 m Die Hälfte aller Bergsteiger kann erste Anzeichen der Höhenkrankheit spüren.
3.500 m Für eine anspruchsvolle Bergtour bedarf es ab 3.500 m einer sehr guten Akklimatisierung.
4.500 m Die meisten Bergsteiger verspüren Symptome der Höhenkrankheit.
5.500 m Ab 5.000 m schrumpft der Sauerstoffgehalt um die Hälfte.
7.500 m Die Leistungsfähigkeit des Körpers nimmt ab. Ab 6.000 m wird bereits von extremer Höhe gesprochen.
8.000 m Mit der Überschreitung der 8.000 m-Grenze befindet man sich in der Todeszone. Der Körper baut rapide ab und eine Akklimatisierung ist nicht mehr möglich. Maximale Aufenthaltsdauer beträgt 2 Tage.
Je höher der Berg, desto dünner die Luft
Der Sauerstoffgehalt in der Luft beträgt in jeder Höhe 21%. Durch abnehmenden Luftdruck steht dem Körper auf über 8.000 m aber nur noch ein Drittel des Sauerstoffs auf Meereshöhe zur Verfügung. Das erklärt, warum die allermeisten Höhenbergsteiger auf künstlichen Sauerstoff zurückgreifen. | ©Saulius Damulevicius

Was ist die Höhenkrankheit?

Wenn von der „Höhenkrankheit“ gesprochen wird, ist die Rede von einer unzureichenden Akklimatisierung in großer Höhe. Symptome wie Schwindel, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, Benommenheit, Kurzatmigkeit und erhöhter Puls sind die Folge. Die Höhenkrankheit kann zudem in drei unterschiedliche Krankheitsbilder aufgeschlüsselt werden: Acute Mountain Sickness AMS (akute Höhenkrankheit), Höhenlungenödem (HAPE) und das Höhenhirnödem (HACE).

Acute Mountain Sickness

Die AMS ist unter Bergsteigern die wohl am häufigsten auftretende Variante der Höhenkrankheit. Sie tritt ab einer Höhe von 4.500 Metern bei ungefähr 80 Prozent der Bergsteiger auf. Die Symptome treten innerhalb von sechs bis 24 Stunden nach dem Aufstieg auf, können aus Kopfschmerzen, Unwohlsein, Übelkeit, Appetitlosigkeit und Schwindel bestehen. Allgemein kann AMS auch schon ab einer Höhe von 2.500 Metern auftreten. Denn je höher der Aufstieg begonnen wir, je schneller vorangeschritten wird und je höher gestiegen wird, desto wahrscheinlicher tritt AMS auf.

Höhenlungenödem (HAPE)

Der Übergang von AMS stellt das Höhenlungenödem (HAPE) dar. Diese ist zwar seltener, aber eine gefährlicherer Variante der Höhenkrankheit. HAPE macht sich durch einen plötzlichen Leistungsabfall und zusätzlicher starker Atemnot und Husten bemerkbar. Atemnot und Husten sind große Anzeichen für HAPE, da sie in großen Höhen meist nie auftreten. Ein weiteres Alarmzeichen ist ein blutiger Auswurf beim Husten und Lungenrasseln. Hier sollte sofort ein Notarzt oder die Bergwacht gerufen werden, es besteht akute Lebensgefahr.

Höhenhirnödem (HACE)

Seltener als HAPE aber trotzdem noch einmal gefährlicher ist das Höhenhirnödem (HACE). Symptome beim HACE sind Gangunsicherheiten, Halluzinationen oder Bewusstseinstrübungen. Für schlecht trainierte Bergsteiger kann ein Höhenhirnödem extrem gefährlich sein.

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Höhenkrankheit vorbeugen

Das Zauberwort, um eine Höhenkrankheit erfolgreich vorzubeugen, lautet Akklimatisierung. Bei jeder Tour ist die Dauer zur Anpassung an die Höhe von großer Bedeutung. Denn je mehr Zeit sich gelassen wird, desto besser kann die Akklimatisierung wirken. Hierbei sollten folgende Punkte beachtet werden:

  • Tagsüber sollte aufgestiegen werden und zum schlafen gehen, sollte in tiefere Lagen wieder abgestiegen werden.
  • Je höher die Tour geht, desto langsamer sollte es vorangehen. Ab ein Höhe von 7.000 Metern sollten pro Stunde nicht mehr als 200 Höhenmeter zurückgelegt werden.
  • Viel trinken. Je höher es geht, umso mehr verbraucht der Körper durch Schwitzen und starke Atemtätigkeit an Flüssigkeit. In extremer Höhe werden 5-8 Liter Flüssigkeiten pro Tag verbraucht.

Bergsteigen trotz Asthma?

Prinzipiell profitieren Asthmatiker von einem Aufenthalt in mittlerer Höhe, sprich 1.500 bis 2.500 Metern. Auf dieser Höhe kann durch die reine Bergluft eine deutliche Besserung der Atembeschwerden auftreten. Denn besonders in mittlerer Höhe treten verminderter Pollen- und Feinstaubflug auf, was potenzielle Asthma auslösende Faktoren sind.

Höhenklinische Therapie

Als eine zusätzliche therapeutische Option bei besonders Asthma bronchiale, hat die höhenklimatische Therapie in Europa eine jahrzehntelange Tradition. Spezielle Asthmakliniken haben sich daher auf mittlerer Höhenlage angesiedelt, um die Vorteile der Bergluft für Patienten therapeutisch wirksam zu machen.

Als Asthmatiker sollte jedoch vor jeder großen Bergtour der Hausarzt aufgesucht werden, um sich besser vorzubereiten und beraten zu lassen.

 

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