Die Lage könnte kaum schöner sein. Wie ein Fjord schiebt sich der nördliche Gardasee zwischen die Felsmassive von Monte Baldo und Monte Tremalzo. Für Kultur und italienisches Ambiente sorgen die Städtchen Riva, Limone und Malcesine. Surfer und Mountainbiker tummeln sich in Torbole. Ein Manko hat die Region allerdings: Gardasee-Fans müssen ihren geliebten Lago von Mai bis Oktober mit vielen anderen Gästen teilen. Deutlich ruhiger geben sich da die kleineren Nachbarseen in den Trentiner Bergen. Wir zeigen euch die schönsten Seen im Trentino.
Seen mit viel Charme und Gemütlichkeit
Baden am Weltkulturerbe: Lago di Ledro
Der Ausblick ist grandios: ein kristallklarer Bergsee eingerahmt von Fast-Zweitausendern mit dunklen Wäldern und zackigen Felsgipfeln. Und dieser Traumblick hat sich seit 1927 kaum verändert. Denn seit damals thront das Hotel Lido Ledro wie eine herrschaftliche Villa am Westufer des Ledrosees bei Pieve di Ledro. Das Valle di Ledro ist die ruhige Antwort auf den Trubel zwischen Riva und Torbole. Dabei trennen nur ein fünf Kilometer langer Tunnel und ein paar Kilometer Bergstraße die beiden Welten.
„Bei uns ist nur im Juli und August etwas mehr los, weil viele italienische Familien zum Badeurlaub an den Ledrosee kommen. Immerhin liegt die Wassertemperatur dann sogar höher als im nahen Gardasee, rund 600 Meter tiefer,“ erzählt Stefania vom Tourismusbüro. „Nur die Mountainbiker sieht man immer von Mai bis Oktober. Allerdings stoppen die Bergradler höchstens auf einen Cappuccino am See auf dem Weg hinauf zu ihrem Kultberg Tremalzo.“ Neben viel ursprünglicher Natur wartet auch eine Portion Kultur am Ledrosee – ganz alte und eine sehr zeitgenössische. Das Pfahlbauten-Museum am Seeufer in Molina zählt zum Weltkulturerbe der UNESCO. Mehr als 4000 Jahre jünger ist „Ledro Land Art“, ein Skulpturen-Wanderweg im Tal von Pur hinter dem Südufer des Sees. Im Schnitt liegt die Wassertemperatur im Ledrosee bei 19 Grad Celsius.
Erfrischend klein: Lago di Tenno
Nur wenige, aber kurvenreiche Autominuten oberhalb des nördlichen Gardaseeufers bettet sich der kleine Tennosee in den Bergwald. Das klare Türkis des Wassers erinnert an die Karibik, nur der Kiesstrand und die Wassertemperatur dürften etwas rauer sein als an den tropischen Gestaden. Im See gibt es übrigens eine kleine Insel, die bei niedrigem Wasserstand auch schon mal zu Fuß zu erreichen ist. Nur wenige Gehminuten entfernt liegt Canale di Tenno, ein autofreies Bergdorf, das heute noch so aussieht wie bereits vor Jahrhunderten und zu den schönsten Orten des Trentinos zählt. Im August findet hier auch ein beliebtes Mittelalterfest statt. Die „Casa degli Artisti“, das Haus der Künstler, steht Malern und Bildhauern der Region für ungestörte Arbeit zur Verfügung. Und noch etwas Besonderes zeigt sich rund um den Tennosee: Hier befinden sich die nördlichsten Olivenhaine Europas.
Für Romantiker: Lago di Toblino
Das Castel Toblino, eine stolze Burg aus dem 16. Jahrhundert, residiert auf einem Felsvorsprung im See und war schon Mittelpunkt vieler Legenden und verbotener Liebschaften – und einer italienischen Fernsehserie. In Vollmondnächten sollen zwei ehemalige Bewohner des Schlosses, die im See ertrunken sind, als Geister über dem See schweben. Auch am frühen Morgen, wenn noch Nebel durch das Schilf wabert, verströmt der Toblinosee eine ganz besondere Stimmung. Kein Wunder, dass sich an diesem romantischen Ort viele Paare das Jawort geben. Andere Gäste genießen auf der Terrasse des Kastells, das heute ein Restaurant beherbergt, ihren Kaffee oder den beliebten Vin Santo Trentino – und natürlich den Ausblick in die Gardaseeberge. Der Tipp für Aktive: Einmal rundherum zu Fuß, eine knapp zehn Kilometer lange Wanderung durch Wald und Weinreben.
Das Tor zum Gardasee: Garda Trentino
Wenn man sich dem Gardasee von Norden her nähert, könnte man über das Valle dei Laghi, das „Tal der Seen“ mit dem Lago di Toblino oder dem Lago di Cavedine, Richtung Arco, Riva und schließlich zum Gardasee fahren – entlang einer bergigen Seenlandschaft. Im Norden ist der Gardasee eingekeilt zwischen steil aufragenden Berghängen und gleicht auf den ersten Blick einem schmalen Fjord – wären da nicht die Olivenbäume und Palmen am Seeufer. Kommt man als Reisender, ähnlich wie schon Goethe auf seiner Italienischen Reise, über die Bergkuppe oberhalb von Torbole und Riva und erhascht den ersten eindrucksvollen Blick auf den See, geht einem das Herz auf. Der Garda Trentino und der Gardasee sind natürlich äußerst beliebte Badeorte. Im Schnitt liegt die Wassertemperatur im Sommer (Juni, Juli, August) bei 23 Grad Celsius.
Surfen im Bergwald: Lago di Molveno
Der Molvenosee schmiegt sich in 800 Meter Höhe idyllisch zwischen Brenta-Dolomiten und Paganella-Massiv und animiert mit seinem tiefen Blau gleich zum Badestopp – zumindest im Hochsommer. Der fast fünf Kilometer lange und anderthalb Kilometer breite See entstand vor etwa 3000 Jahren, als sich ein wuchtiger Erdrutsch von den Hängen des Monte Dion löste und Bergbäche aufstaute. In Molveno selbst pulsiert das Freizeitleben. Am See versammeln sich die Surfer, durch die autofreien Gassen des Alpendorfes schieben sich die Sightseeing-Spaziergänger, kaufen Speck und Bergkäse oder schlürfen Spritz und Espresso. Man wundert sich nur, dass selbst am Morgen hier einiges los ist – und das in einem italienischen Ort. Tja, der Berg ruft auch hier. Der Tipp für Wasserratten: Der kleine Badesee Laghetto di Nembia direkt am Südende des Molvenosees lockt mit wärmerem Wasser. Hier steigen die Temperaturen bis auf 21 Grad Celsius.
Der Tipp für Familien: Lago di Caldonazzo und Lago di Levico
Im Valsugana östlich von Trento liegen zwei charmante Badeseen zwischen Bergen und Weingärten – unmittelbar nebeneinander. Wer es klein und übersichtlich mag, bevorzugt den Lago di Levico, nur durch einen waldigen Hügel vom Lago di Caldonazzo getrennt und umrahmt von dichtem Grün. Überdimensionale historische Fotografien an den Außenwänden des Lido di Levico erinnern an die guten alten Tage, als das Strandbad der Treffpunkt schlechthin war – zum Flirten, Tanzen, für Dolce Vita und Amore. Auch heute steigen vor allem am Wochenende noch lebhafte Beach Partys mit Barbecue und heißer Musik. Wenn das Drumherum etwas kleiner sein darf, muss es eben im Urlaub nicht immer der Gardasee oder die Adria sein. Das wissen vor allem Familien mit Kindern zu schätzen.
Zwischen den Brenta-Felsen: Lago di Tovel
Zwischen hohen Felsen treibt das Val di Tovel einen tiefen Spalt ins Brenta-Massiv, 17 Kilometer lang von 600 Meter Höhe bis mindestens auf 1200 Meter Höhe, wo der sagenumwobene Lago di Tovel das Talende markiert. Bis in die 1960er Jahre färbte sich der See im Sommer auf natürliche Weise rot. Seit 1964 hat sich dieses Phänomen allerdings nicht mehr wiederholt. Man vermutete ursprünglich, dass die Exkremente von Almkühen spezielle rote Algenarten gedeihen ließen. Neueste Untersuchungen konnten das allerdings nicht bestätigen.
Aber das aktuelle glasklare Türkis des Wassers und das romantische Ufer verleihen dem See genauso etwas Märchenhaftes. In dieser Umgebung fühlt sich natürlich auch Orso Bruno, der Braunbär, wohl, weshalb ihm das Besucherzentrum des Adamello-Brenta Naturparks am Seeufer gewidmet wurde. So viel Naturerlebnis macht Appetit, um nicht zu sagen Bärenhunger, auf die deftige Trentiner Kost. Im urigen Albergo Lago Rosso schauen auch Einheimische gern vorbei, um bei Familie Stevanin Carne Salada oder Polenta mit Wildgulasch und Pilzen zu bestellen. Und wer die grandiose Bergwelt noch weiter erkunden möchte, kann hier oben auch übernachten.
Größtes Sumpfgebiet: Lago di Loppio
Um den Wassermassen der Etsch entgegenzuwirken, wurde der Lago di Loppio in den 50er Jahren durch den Bau einer unterirdischen Kanals, trockengelegt. Heute zählt der Teich zum größten Sumpfgebiet in Trentino. Mit stark schwankendem Wasserspiegel und einer außerordentlichen Artenvielfalt, ist der See seit 1987 als wichtiges Biotop geschützt. Ganz in der Nähe des Biotops, befindet sich der Palazzo Castelbarco. Hierbei handelt es sich um ein mittelalterliche noble Residenz, welche während des Krieges stark beschädigt wurde. Nach dem Krieg wurde das Gebäude wieder teilweise aufgebaut und befindet sich in privater Hand.
Italienischer Canyon: Lago di Santa Giustina
Der Lago di Santa Giustina liegt im Val di Non, im wasserreichen Hochteil im Norden von Trentino. Der Santa Giustina-See ist ein einzigartiges Beispiel für die Kraft des Wassers, die über Jahrtausende allmählich die malerischen Canyons des Wildbaches Noce gegraben hat. Der Wildbach Noce wurde durch einen eindrucksvollen Staudamm gebändigt, zählt mittlerweile zum größten Stausee in Trentino. Der Stausee ist acht Kilometer lang und an seiner breitesten Stelle knapp ein Kilometer breit. Er ist der größte künstliche See der Region.
Zu den Besuchern des Sees zählen insbesondere Sportler. Kanu- und Kajakfahrten in Schluchten der Santa Giustina, entlang der engen Passagen und Steilwänden sind besonders beliebt. Bei der erholsamen Fahrt sollte der Flusspark Novella erkundet werden. Hierbei handelt es sich um eine geführte Route von 3,5 km Länge, ausgerüstet mit Laufstegen und geeignet für Spaziergänge durch den Wald. Jene ermöglichen es, versteckte Winkel und eindrucksvolle Szenarien zu bewundern, die zu den geologischen Besonderheiten dieser Gegend zählen.
Lago di Stramentizzo
Der Stramentizzo-Stausee (italienisch Lago di Stramentizzo) befindet sich im Fleimstal in Italien. Der Stausee wurde zwischen den Gemeinden Castello-Molina di Fiemme im Trentino und der Gemeinde Altrei in Südtirol aufgeteilt. Im Stramentizzo-Stausee wird der Avisio zum Zwecke der Stromerzeugung gestaut. Das dazu benötigte Wasser wird per Druckrohrleitung in einem fast 10 Kilometer langen Tunnel unter dem Trudner Horn und der Königswiese hindurch Richtung Westen ins Unterland bei Laag geleitet. Das hiermit gespeiste Kraftwerk St. Florian erreicht im Durchschnitt eine Jahresleistung von 400 Millionen Kilowattstunden.
Türkisblauer See – Lago di Cavedine
Der Lago di Cavedine liegt in wunderschöner Umgebung, inmitten der Sarcatals in Trient. Insgesamt ist er einer von über 39 Bademöglichkeiten im Gebiet von Trentino. Idyllisch und überwiegend von Einheimischen besucht, wird er jedoch meistens zum Angeln genutzt. Der See verfügt sogar über eine kleine Surfschule. Auch im Lago di Cavedine liegt die Durchschnittstemperatur bei 24 Grad Celsius.
Weitere Informationen zu den schönsten Seen im Trentino:
Trentino Marketing, Via Romagnosi 11, 38122 Trento, Italien, www.visittrentino.it/de
Lago di Ledro: Consorzio Pro Loco Valle di Ledro, Via Nuova7, 38060 Ledro (Pieve), Italien, Tel. 0039-0464/591222, www.vallediledro.com
Lago di Tenno: APT ingarda Trentino, Largo Medaglie d’Oro al Valor Militare 5, 38066 Riva del Garda, Italien, Tel. 0039-0464/554444, www.gardatrentino.it/de/gardasee
Lago di Toblino: APT Trento, Valle die Laghi, Via Manci 2, 38100 Trento, Italien, Tel. 0039-0461/216000, www.discovertrento.it/de
Lago di Molveno: APT Dolomiti di Brenta Paganella, Piazza dolomiti 1, 38010 Andalo, Italien, Tel. 0039-0461/585836, www.visitdolomitipaganella.it/de
Lago di Caldonazzo und Lago di Levico: APT Valsugana, Villa Sissi, Parco delle Terme 3, 38056 Levico, Terme, Italien, Tel. 0039-0461/727700, www.visitvalsugana.it/de
Lago di Tovel: APT Val di Non, Via Roma 21, 38013 Fondo, Italien, Tel. 0039-0463/830133, www.visitvaldinon.it/de